Vom 2. Juli bis 26. Oktober 2022 fand die Ausstellung DAS WIR IM ICH. Bauernkrieg und Bilderkosmos auf Schloss Starhemberg statt. Die Ausstellung zeigte, wie vielfältig sich verschiedene Facetten regionaler Identität in der Vergangenheit ausgeprägt haben und warf gleichzeitig einen Blick auf das, was heute wichtig ist.
Die Frage der Identität wurde lange Zeit über die Zugehörigkeit zu einer Gruppe beantwortet, Zuordnung erfolgte über Religion und Stand. Heute ist Identität auch Selbstdefinition. Das Ich und das Wir bedingen sich gegenseitig. Diese Wechselwirkungen werden aus verschiedenen Perspektiven gezeigt. Der Bauernkrieg von 1626 darf dabei nicht fehlen, doch wenn zum Thema Umkämpfte Identität Stefan Fadinger und Adam Graf von Herberstorff ihren Auftritt haben, dann eben auch in zwei modernen Porträtinterpretationen der Künstlerin Undine Bandelin. Und wenn die Frage nach Religiöser Identität gestellt wird, heißt das auch, zu fragen, was es für eine Frau mit afghanischen Wurzeln bedeutet, in einer Region zu leben, in der sich das identitätsstiftende Element der Religionszugehörigkeit so signifikant in die Geschichte eingeschrieben hat. Im Raum Inszenierte Identität stehen die schwarzen Seidentaftkopftücher im Mittelpunkt, die ab 1880 den Linzer Goldhauben modisch den Rang abgelaufen haben – just zu einem Zeitpunkt, als es schick wurde, sich von einem Fotografen porträtieren zu lassen. Mit diesen Kopftuchbildern, den Cartes de Visite tritt Lena Göbel mit neuen Arbeiten in Dialog, so wie Evalie Wagner mit dem Bilderkosmos von Aloys Zötl. Im Ahnensaal treffen Porträts des Fotografenduos Andrew Phelps und Paul Kranzler auf die Ölporträts der Vorfahren des Hauses Starhemberg und im ältesten Teil des Schlosses, im romanischen Gewölbekeller, lädt ein begehbarer White Cube zur Interaktion mit Arbeiten der Edition: ein.
Im mehrfachen Wechsel wurden in der dynamisch angelegten Ausstellung Fundstücke präsentiert, die sich in Familien erhalten haben. Wer ein spannendes Objekt hatte, dessen Geschichte erzählenswert ist und das als Leihgabe die Ausstellung bereichern könnte, war herzlich aufgerufen, sich zu melden.